Dienstag Morgen in einem Café in Zürich. Bevor ich mich mit fotografischem Fokus durch die Stadt treiben lasse und nach Shootinglocations Ausschau halte, gibt es den obligatorischen «Dobbio» in der City. Und wenn ich schon so schön Zeit habe, werden dabei gleich auch noch einige News aus meinen RSS-Feeds gelesen und der Twitterstream gecheckt. Dabei bin ich auf einen Beitrag von Scott Bourne gestossen: «10 Things Beginning Photographers Should Know». Mit weniger Musse hätte ich diesen Inhalt wohl übersprungen, doch heute begann ich ihn zu lesen. Die von Scott augelisteten Tipps richten sich an Anfängerinnen und Anfänger. Doch auch als Fotograf, der schon über eine längere Zeit aktiv Erfahrungen gesammelt hat, kann man sich wieder einmal Gedanken machen, wie sich die aufgezeigten Bereiche auf die eigene Arbeit und Entwicklung ausgewirkt haben. Vermutlich braucht es sogar eine Grunderfahrung, bis man die 10 Ratschläge so richtig verstehen kann.

Das zeigt sich schom beim ersten Punkt in der Liste: «There is no magic camera…». Diese Aussage trifft den Nagel auf den Kopf, befreit das fotografische Denken stark von einem allzu technischem Blick. Die Qualität von Bildern wird nicht entscheidend von der Kamera geprägt, sondern durch vielfältige Bedingungen, welche ebenfalls im Beitrag von Scott Bourne genannt werden. Alle, die ernsthaft in die Fotografie einsteigen, werden das aber nicht ganz so leicht zu verstehen. Woran liegt es, dass die erzielten Ergebnisse nicht deneigenen (Qualitäts)-Vorstellungen entsprechen? Liegt’s an der Kamera, den Objektiven oder am grundlegenden Können? Um solche Fragen zu klären, gibt es unterschiedliche Wege, welche Anfängerinnen und Anfänger beschreiten können. Eine vielversprechende Möglichkeit ist die Vernetzung mit erfahrenen Fotografinnen und Fotografen – am besten vor Ort. Ich selber habe viel vom Austausch mit anderen Personen profitiert. Daneben habe ich jedoch das Internet und Social Media als Informations- und Austauschmedium intensivst genutzt. Vermutlich ist folgende Tatsache der Schlüssel zum Erfolg: Ich habe mich immer äusserst ernsthaft mit der Sache beschäftigt und  bin den eigenen Arbeiten gegenüber immer kritisch geblieben. Mit voller Begeisterung ist es leicht, immer wieder nach neuen Herausforderungen zu streben. Dabei ist es wichtig, das richtige Mass zu finden und sich nicht mit zu komplexen Projekten zu überfordern.

Eine gute Ausrüsung ist bestimmt von Vorteil, doch sollten die Anschaffungen wohl überlegt sein. Scott Bourne zitiert in seinem Beitrag den Fotografen David duChemin: «Gear is good – vision is better.» Also mit Bedacht in die Ausrüsung investieren. Für mich bedeutet dies, dass ich lieber etwas zuwarte, bis ich die Fotoausrüstung oder das Studioequipment erweitere. Und dann lieber so viel Geld in die Hand nehmen, dass die Qualität der Anschaffung auch stimmt. Lieber investiere ich einmal richtig, als mehrmals in minderwertige Produkte, die dann schnell wieder ersetzt werden, weil sie den Qualitätsansprüchen nicht genügen. Zudem ist das Problem meist hinter der Kamera zu orten. Aussagen wie «Mit einer neuen, teureren Kamera werden meine Bilder sicher besser…» bringen nur teilweise Erfolg, denn häufig kennen die Besitzer ihre aktuelle Kamera schon zu wenig und werden von einem neuen Modell deshalb komplett überfordert sein. Erfolgsversprechender ist die Auseinandersetzung mit den handwerklichen Grundlagen der Fotografie. Die Quellen dazu sind in der heutigen Zeit vielfältiger denn je.

Selber verzettle ich mich nicht gerne in die verschiedensten Aufnahmebereiche. Obwohl regelmässiges Fotografieren die nötige Praxis und viele wertvolle Erfahrungen bringt, sollte nicht alles, was irgendwie vor die Linse kommt, abgelichtet werden. Das kann zu Beginn nützlich sein, um die Kamera mit all ihren vielfältigen Funktionen kennenzulernen. Dann sollte man jedoch ein Themenfeld finden, für das man so richtig brennt und das einem Spass macht. Damit ist dann die Zeit reif fürs Entwickeln immer neuer Ideen, das Sammeln wertvoller Erfahrungen. Sucht den Austausch mit anderen Fotografinnen und Fotografen! Lasst euch inspirieren und entwickelt eigene Visionen!

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