Ferrania Elioflex 2 – TLR-Kamera mit italienischen Wurzeln

Die Ferrania Elioflex 2 – äusserlich eine gestylte Kamera, welche 1953 in Mailand gebaut wurde. Das Design unterscheidet sich deutlich von Standardgehäuse, welches damals bei den meisten TLR-Kameras zu sehen war. Die metallisch glänzenden Kanten fallen oben in einem leichten Bogen nach hinten ab. Die Kamera ist solide gebaut, das Gehäuse macht einen wertigen Eindruck. Im praktischen Einsatz erweist sie sich als handliche zweiäugige Kamera, die gut in der Hand liegt und nur 560g wiegt. Sie gehört zur Kategorie der Pseudo TLR-Kameras. Dies bedeutet, dass das obere Suchobjektiv und die darunterliegende Aufnahmelinse für die Fokussierung nicht gekoppelt sind. Die Aufnahmedistanz muss vom Fotografen oder der Fotografin geschätzt werden und dann am unteren Objektiv eingestellt werden. Eine direkte visuelle Kontrolle ist vor der Auslösung nicht möglich. Gemäss der Distanzskala reicht der Schärfebereich von 1.1 m bis unendlich. Verbaut ist ein «Anastigmatico Ferrania» mit einer Brennweite von 75 mm und einer grössten Blendenöffnung von 6.3. abgeblendet werden kann bis Blende 18. Der Spielraum für die Filmbelichtung ist auch durch die Verschlusszeiten von 1/25 bis 1/200 Sekunde und B eingeschränkt. Speziell ist die einfache quadratische Blendenöffnung, die sich, wie weiter unten beschrieben, charakteristisch auf das Bokeh in den Bildern auswirkt.

Der Schachtsucher schützt nur auf drei Seiten vor einfallendem Licht. Das Sucherbild ist jedoch sehr hell, was die Wahl des Bildausschnitts enorm erleichtert. Zudem ist ein Sportsucher verfügbar, für den der Hersteller eine ganz spezielle Konstruktion entwickelt hat. Die Einstellungsräder für Verschlusszeit und Blende liegen zwischen den beiden Objektiven. Abgelesen werden die eingestellten Werte von vorne, was weniger ergonomisch als etwa bei einer Rolleiflex oder einer Yashica Mat ist.

Bei der Elioflex 2 wird 120er-Rollfilm für das Format 6 x 6 verwendet. Über ein Rad an der rechten Seite der Kamera erfolgt der Filmtransport. Ein automatisches Bildzählwerk fehlt. Mithilfe des kleinen Sichtfensters auf der Kamerarückseite, das sich durch eine Feder automatisch wieder schliesst, wird zur nächsten Bildnummer gespult. Dabei wird der Verschluss automatisch gespannt. Mit einem kleinen Drehschalter unter dem Aufnahmeobjektiv wird die Auslösetaste gesperrt. Es besteht die Möglichkeit, einen Drahtfernauslöser anzuschliessen.

Beim ersten Testfilm, den ich mit der Elioflex 2 belichte, offenbart die Kamera ihren Charakter. Die Belichtung gelingt gut und das Schätzen der korrekten Distanz brachte ich ganz ordentlich hin. Alle gemachten Aufnahmen zeigen eine deutliche Vignettierung in den Bildecken. Dies scheint für dieses Kameramodell typisch zu sein. Eine Recherche auf Flickr nach dem Tag elioflex fördert viele Aufnahmen mit einer solcher Vignettierung zutage. Die Qualität in Bezug auf Bildschärfe hat mich positiv überrascht. Durch die quadratische Blendenöffnung entsteht ein unverkennbares Bokeh. Einige Musterbilder zeige ich in einem speziellen Beitrag.

Fazit: Das Fotografieren mit der Elioflex 2 von Ferrania macht Spass, weil die entstehenden Bilder einen ganze eigenen Look aufweisen. Die Kamera ist leicht zu transportieren. Wer perfekte Bilder erzielen möchte, ist mit einer qualitativ hochwertigeren TLR-Kamera besser bedient.

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