Die «Lubitel 2» – Details zur russischen TLR-Kamera

Die Lubitel-Modellreihe

Lubitel TLR-KameraDie Lubitel 2 gehört zu einer ganzen Modellreihe von TLR-Kameras aus Russland. Der Name Lubitel bedeutet übersetzt «Amateur» oder «Liebhaber». Produziert wurden diese Kameras zuerst durch die Firma GOMZ (Gosularstvennyi Optiko-Mekhanicheskii Zavod) im damaligen Leningrad, heute St. Petersburg. Im Jahre 1965 wurde der Firmenname in LOMO (Leningradskoe Optiko Mekhanichesko Obedinenie) geändert.

Mit der Komsomolets ging 1946 bei GOMZ eine erste Kopie der deutschen Voigtländer Brillant in Produktion. Auf dieser russischen Kopie bauen dann die verschiedenen später erschienenen Lubitel-Varianten auf. Die erste in der Reihe ist die Lubitel (Lubitel 1).Von dieser Ur-Lubitel unterscheidet sich die Lubitel 2 nur durch wenige Verbesserungen. Das Gehäuse besteht weiterhin aus Bakelit, einem frühen Kunststoff. Neu hingegen sind ein Selbstauslöser und eine Buchse für die Blitzsynchronisation. Die Kamera ist rein mechanisch konstruiert und arbeitet ohne Stromversorgung. Produziert wird die Lubitel 2 von 1955 bis 1980. In dieser Zeit sind nur kleinste Veränderungen festzustellen. Allgemein verläuft die Weiterentwicklung der gesamten Lubitel-Modellreihe in wenig dramatischen Schritten.

Technische Spezifikationen

Typisch für eine TLR-Kamera (TLR > Twin Lens Reflex) sind die beiden übereinander angeordneten Objektive, die sich bei der Lubitel 2, wie bei anderen Kameras dieses Typs, leicht unterscheiden. Beim Objektiv für die eigentliche Aufnahme handelt es sich bei meiner Kamera um ein LOMO T-22. Es weist eine Brennweite von 75 mm und eine grösste Blendenöffnung von 4.5 auf. Hingegen basiert das obere Sucherobjektiv auf einer Brennweite von 60 mm und ist mit Blende 2.8 lichtstärker, was das Fokussieren erleichtern soll. Nach Angaben auf dem Objektiv lässt es einen Schärfebereich von ca. 1.4 m bis ♾ zu.
Die unterschiedlichen Brennweiten der Objektive führen dazu, dass der Bildausschnitt im Schachtsucher nicht exakt mit der resultierenden Aufnahme übereinstimmt. Der Sucher wirkt sehr hell, doch ist das exakte Fokussieren eine Herausforderung. Mit dem kleinen, kreisrunden matten Bereich in der Mitte und mit ausgeklappter Lupe, die an der vorderen Innenseite des Schachtes montiert ist, wird dieser Vorgang etwas erleichtert. Scharfgestellt wird durch direktes Drehen an einem der beiden Objektive.
Bei den frühen Modellen können Verschlusszeiten von 1/10, 1/25, 1/50, 1/100 und 1/200 eingestellt werden. Dies ändert sich ab 1959. Mit dem neu verbauten Auslöser stehen 1/15, 1/30, 1/60, 1/125, 1/250 zur Verfügung. Bei allen Modellvarianten können Langzeitbelichtungen mit der Einstellung B (Bulb-Modus) realisiert werden. Zudem besteht die Möglichkeit, einen Selbstauslöser zu nutzen. An ein Gewinde seitlich am Aufnahmeobjektiv unterhalb des Auslösers lässt sich ein Kabelauslöser anschliessen. Auf der anderen Seite dieses Objektivs ist zudem eine Buchse für die die Blitzsynchronisation angebracht.
Zum Einsatz kommt 120er Rollfilm, der heute noch im Handel erhältlich ist. Darauf können 12 Aufnahmen im Format 6×6 cm gemacht werden. Mit einem Rad an der rechten Seite der Kamera wird der Film nach einer Aufnahme transportiert. Ein kleines Fenster in der Kamerarückwand zeigt jeweils die Bildnummer an. Eine automatische Spannung des Verschlusses beim Filmtransport fehlt, was bei unkonzentriertem Arbeiten leicht zu unerwünschten Doppelbelichtungen führen kann. Da die Lubitel 2 keinen integrierten Belichtungsmesser hat muss beim Fotografieren auf traditionelle Faustregeln, wie etwa die «Sunny 16 Rule» (Erklärvideo auf YouTube) zurückgreifen. Eine andere Möglichkeit bieten Apps fürs Smartphone (zum Beispiel die App myLightMeter PRO für iOS).
Bei den Lubitelmodellen sind je nach Herstellungsjahr unterschiedliche Stativgewinde im Gehäuseboden verbaut. Bei meiner Kamera hat das Gewinde einen Innendurchmesser von 3/8″. Um die Kamera auf bei uns üblichen Stativen mit 1/4″-Gewinden zu nutzen, kann ein Übergewinde von 1/4″ zu 3/8″ verwendet werden (Bezugsquelle: ars-imago). Auf der linken Seite der Kamera lässt sich durch Drehen einer Abdeckplatte ein kleines Fach für die Lagerung von zwei Filtern öffnen.
Über meine ersten praktischen Erfahrungen im Umgang mit meiner Lubitel 2 habe ich bereits im Blogbeitrag Das erste Mal in der Hand – die «Lubitel 2» berichtet.

Weiterführende Links

Soviet cameras: Lubitel 2, Übersicht zu den verschiedenen Modellvarianten

Sovjetcams: Lubitel 2

Filmphotography.eu: Lubitel 2

Sovjet Cameras: GOMZ/LOMO

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