Analoge Fotografie – eine erneute Annäherung

Alte Kameras haben durchaus ihren Charme mit den manuellen Einstellungsmöglichkeiten über diverse Rädchen und Knöpfe. Aber damit wirklich fotografieren? Das konnte ich mir eigentlich nicht so recht vorstellen. Zwar belichtete ich früher schon mal analoges Filmmaterial, entwickelte dieses selber und fertigte daraus dann Papierabzüge im Fotolabor an. Diese Zeit liegt jedoch schon weit zurück und ich habe mich mittlerweilen an die die Vorteile der digitalen Möglichkeiten gewöhnt. Und trotzdem habe ich nun analoge Filme in Kamera-Oldtimer eingelegt und bin damit auf Motivsuche gegangen. Wie es dazu kam, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Nach einer Hausräumung gelangte ich zu alten Negativen, auch im Format 6×9. Diese wollte ich einscannen und danach digital archivieren. Zu diesem Zwecke kaufte ich mir einen Epson Perfection V600 Photo. Plötzlich bestand also die Möglichkeit, Negative im Mittelformat zu scannen. So reifte die Idee, in einige meiner alten Mittelformatkameras 120er-Rollfilme einzulegen und zu testen, ob die Kameras noch funktionstüchtig sind. Die Filme kaufte ich bei ars-imago in Zürich, wo das fachkundige Personal gleich mal die mitgebrachten Kameras begutachtete. Eigentlich sollte alles mechanisch klappen. Also hiess es Filme einlegen und möglichst bald testen, ob die Gehäuse und Balgen noch lichtdicht sind.

Auf einer ersten Tour testete ich meine Zeiss Ikon Nettar 515/2, die ich in diesem Beitrag bereits mal kurz vorgestellt hatte, und die Rolleiflex. Mit beiden Kameras entstanden perfekte Negative. Beim Handling ergaben sich einige markante Unterschiede. Auslösung und Filmtransport funktionieren bei den beiden Kameras nicht gleich. Bei der Rolleflex wird der Film mit einer Kurbel transportiert. Erst danach kann ausgelöst werden. Die Zeiss Ikon Nettar ist unterschiedlich konzipiert. Bei ihr wird die Filmspule direkt über eine kleine Lasche gedreht, bis im Fenster auf der Rückseite die nächste Zahl erscheint. Der Verschluss kann dabei auch ohne Filmtransport gespannt und ausgelöst werden, was bei der Rolleiflex nicht möglich ist. Das erfordert bei der Zeiss-Kamera grosse Konzentration vom Fotografen, damit keine unbeabsichtigten Doppelbelichtungen entstehen.

Bei der Zeiss Ikon Nettar ist es deutlich anspruchsvoller, mit dem aufklappbaren Sucher den optimalen Ausschnitt zu wählen. Die Scharfstellung erfolgt über einen leichtgängigen Ring direkt am Objektiv. Eine visuelle Kontrolle ist nicht möglich. Das Fokussieren gestaltet sich bei der Rolleiflex einfacher und sicherer. Im Schacht sucher kann die Bildschärfe, die über einen Drehknopf an der Gehäuseseite erfolgt, perfekt kontrolliert werden.

Weiter unterscheiden sich die beiden getesteten Kameras deutlich bei den Verschlusszeiten. Bei der Ziess Ikon Nettar reichen sie von 1/25 bis 1/00, während bei der Rolleiflex als schnellste Verschlusszeit 1/500 eingestellt werden kann. Nach den ersten Testaufnahmen gefallen mir die Rolleiflex und die Yashica Mat deutlich besser.

Die beiden Kameras, und die später angeschaffte Yashica Mat aus dem Jahre 1962 funktionieren also tadellos und die langsamere Art der Analogfotografie hat mich sehr angesprochen. Die Testfilme habe ich bei ars-imago entwickeln lassen. Das dauerte jeweils gut drei Wochen vom Einschicken der Filme bis zum Erhalt der Negative per Post. Diese Zeit möchte ich nun verkürzen und die Filme selber entwickeln. Die Reise in der analogen Fotografie geht für mich also weiter.

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