Vergleich Belichtungsmesser vs. App

Belichtungsmessung mit alten Kameras

Heute ist beim Kauf einer Fotokamera ein integrierter Belichtungsmesser eine Selbstverständlichkeit. Das war jedoch nicht immer so. Wer in die analoge Filmfotografie einsteigt, wird je nach genutzter Kamera schnell mit dem Thema Belichtungsmessung konfrontiert. Gerade bei den alten Kameras wurde noch kein Belichtungsmesser verbaut, oder einer mit einer Selenzelle für die Messung des Lichtes. Gerade letztere funktionieren wegen ihrer schlechten Alterungsbeständigkeit häufig nicht mehr. Durch unsachgemässe Lagerung kann die Selenzelle erschöpft sein. Also muss eine andere Möglichkeit für die Belichtungsmessung gefunden werden. Dies gestaltet sich, wie ich selber erlebt habe, gar nicht so einfach, da Neueinsteiger wenig bis gar keine Erfahrung mit diesem Themenfeld haben.

Kodak Retina 1B

Kodak Retina 1B mit Selen-Belichtungsmesser

Auf der Suche nach der besten App

Grundsätzlich führen bei diesem Unterfangen unterschiedliche Wege zum Ziel. Wer erste Erfahungen sammeln will, möchte sicher nicht allzu viel Geld für den Start investieren und dennoch zuverlässige Messergebnisse erzielen. Ich entschied mich zuerst für den für mich einfachsten, und wie es mir schien kostengünstigsten Weg. Das Smartphone habe ich immer dabei. Deshalb schaute ich mich nach Apps für die Belichtungsmessung um. Die Suche im App-Store von Apple ergab eine beachtliche, ja sogar überfordernde Anzahl an Apps. Also weiter mit dem zweiten Schritt, der Webrecherche zum Thema. Diese führte dazu, dass ich auf meinem iPhone eine Auswahl an Apps auf Basis von Empfehlungen in einem Order zusammenstellte. Natürlich war es mir nicht möglich, alle Apps mit Film zu testen. Auch verglich ich sie nicht systematisch. Mich interessierten in erster Linie die Funktionen und Bedienkonzepte. Nach diesen Kriterien schieden viele Apps aus. Am vertrauenswürdigsten erschien mir die App myLightMeter Pro, die ich dann mit Film in der Praxis testete. Die Bildergebnisse waren perfekt. Alles korrekt belichtet, wie es schien. Und so nutzte ich die App weiterhin mit unterschiedlichsten Kameras und Filmen.

App myLightMeter Pro für iOS

App myLightMeter Pro (iOS)

Der Sekonic Twinmate L-208 – mein erster Belichtungsmesser

Trotz den positiven Erfahrungen mit der App myLightMeter Pro (Appstore-Link) wuchs das Interesse, mal einen externen Belichtungsmesser zu testen. Erneut recherchierte ich im Web. Ein Belichtungsmesser, der immer wieder positiv genannt wurde, war der Sekonic Twinmate L-208. Sehr häufig wird dieses Gerät als Preis/Leistungs-Sieger gekürt. Die Anschaffungskosten liegen für externe Belichtungsmesser deutlich über den Preisen von Smartphone-Apps. In der Schweiz ist der Sekonic Twinmate L-208 momentan zu einem Preis zwischen CHF 85 bis CHF 140 erhältlich (Stand Juni 2022).

Belichtungsmesser Sekonic Twinmate L-208

Kurzvergleich Belichtungsmesser vs. App

Nun bin ich also stolzer Besitzer einer App, die sich in der Praxis sehr gut geschlagen hat, und einem echten Belichtungsmesser! Spontan nutzte ich eine ruhige Minute draussen, um beide Möglichkeiten zu vergleichen. Dabei handelt es sich keinesfalls um einen systematischen Vergleich, sondern um spontane Messungen unter gut vergleichbaren Rahmenbedingungen.

Zuerst die Messergebnisse der App myLightMeter Pro. Gemessen habe ich die Belichtung sowohl im Pro-Modus, als auch im Classic-Modus mit meinem iPhone 12 Pro. Bei beiden Messungen resultierte mit einer eingestellten Empfindlichkeit von 200 ISO eine Verschlusszeit von 1/500 bei einer Blende von 8. Natürlich hat es mich intressiert, ob die App bei unterschiedlichen Smartphone-Modellen gleiche Ergebnisse liefert. So startete ich myLightMeter Pro zusätzlich auf meinem iPhone X, das deutlich älter ist. Zu meinem Erstaunen ergaben sich auf dem iPhone X die exakt gleichen Werte. Daraus schliesse ich, dass die Ergebnisse recht vertrauenswürdig sind. Dass dies je nach verwendeter App nicht immer so sein muss, habe ich mit meinem Kollegen Röfe Trachsler feststellen müssen. Seine Android-App zeigte bei einem ähnlichen Vergleich total schräge Werte an, die absolut nicht stimmen konnten.

Dann war ich auf die Messung mit dem Sekonic Twinmate L-208 gespannt. Würde er mir meine Freude vermiesen?

myLightMeter Pro auf iPhone 12 Pro
myLightMeter Classic auf iPhone X
myLightMeter Classic auf iPhone X

Die erste Messung mit dem Sekonic Twinmate L-208 lag nicht total neben den ersten Resultaten mit der App, aber wich dennoch klar ab. Nochmals nachgemessen, was in der Praxis sowieso empfehlenswert ist, und schon stimmten die vorgeschlagenen Werte exakt mit den Messungen mit myLightMeter Pro überein. Meines Erachtens  erweist es sich als schwierig, den externen Belichtungsmesser exakt auszurichten. Vermutlich hielt ich ihn etwas zu hoch, so dass der helle Himmel grösseren Einfluss hatte. Die App macht in dieser Beziehung deutlich weniger Probleme. Auf dem Bildschirm wird angezeigt, welcher Bereich gerade ausgemessen wird.

Messergebnis Sekonic Twinmate L-208

Messergebnis Sekonic Twinmate L-208

Fazit

Die Ergebnisse des Vergleichs haben mich beruhigt. Es lief zwar nicht alles wissenschaftlich ab, doch habe ich durch die praktischen Tests ein grundlegendes Vertrauen in die App myLightMeter Pro und den externen Belichtungsmesser Sekonic Twinmate L-208 bekommen. Je nach Situation und Rahmenbedingungen werde ich eine der beiden Möglichkeiten der Belichtungsmessung nutzen. Der Sekonic belastet meine Akkuladung des iPhones nicht. Seine Batterie scheint ewig zu halten. Bei Benutzung der App myLightMeter Pro hingegen erspare ich mir das Mittragen eines weiteren Geräts.

Fü alle, die noch mehr Hintergrund zum Thema wünschen, verlinke ich hier noch zu zwei weiteren Vergleichen zwischen Smartphone-Apps und externen Belichtungsmessern:
Belichtung messen – App versus Messgerät
Luxmeter-App vs. Messgerät: Sind Smartphones zum Messen geeignet?

Diesen Beitrag teilen…