Finde deinen eigenen Weg in die analoge Fotografie

Die Veranstaltung «Zurück in die Zukunft – analoge Fotografie neu entdecken», die ich in Zusammenarbeit mit Röfe Trachlser von klick-analog.org organisierte, ist Geschichte. Am 21. und 22. April 2023 fand sie im «Stadtlabor Frauenfeld» statt. Beim Stadtlabor handelt es sich dabei nicht um ein Fotolabor, sondern um einen Ort im Herzen von Frauenfeld, an dem Bewohnerinnen und Bewohner der Region Frauenfeld Initiativen und Projekte austüfteln und Verbündete für Ihre Ideen finden können. Ein wunderbarer Ort für so eine Veranstaltung. Anfangs April durften wir bereits das Schaufenster der ehemaligen Ladenlokalität gestalten und so im Vorfeld Aufmerksamkeit für unser Anliegen erzeugen. Parallel produzierten Röfe und ich ein kurzes Video, das exemplarisch den Weg von der analogen Aufnahme auf Film bis zum fertigen Bild zeigt. Am Veranstaltungswochenende sollten sich dann Interessierte über Möglichkeiten der analogen Fotografie informieren und sich mit Gleichgesinnten austauschen können.

Die folgenden Betrachtungen basieren auf den Gesprächen mit den Besuchern unserer Veranstaltung und geben einen Eindruck, was diese so zum Thema beschäftigte.

Das Schaufenster des Stadtlabor Frauenfeld

Kamera und Film

Wer bereits im Besitz einer analogen Kamera ist und Interesse an der Fotografie auf Film hat, steht vor den ersten beiden grundlegenden Fragen: Funktioniert die Kamera noch und gibt es überhaupt noch Filme zu kaufen? Meist handelt es sich bei den Kameras um Kleinbild- oder Mittelformatkameras, für die die Beschaffung von Filmen heute sowohl für Schwarz/Weiss- als auch für Farbaufnahmen kein Problem mehr darstellt. In Bezug auf Funktionalität kann man sich, wie beispielsweise während unserer Veranstaltung, beraten lassen. Ob die Kamera wirklich einwandfrei funktioniert, zeigt sich dann beim ersten belichteten Film.

Schwieriger wird es, eine gebrauchte Kamera online zu kaufen. Dafür sind gute Kenntnisse und ein geschultes Auge für die ausgeschriebenen Kameras erforderlich. Wenn man jedoch weiss, wo die möglichen Schwachstellen der einzelnen Modelle liegen und was ein angemessener Preis entsprechend dem Zustand wäre, kann man den Kauf wagen. Dabei gilt es, das Risiko möglichst gut einzuschätzen. Oft lohnt es sich, sich bei einem Händler angebotene Gebrauchtkameras zeigen und erklären zu lassen. Hierfür ist in der Regel zwar ein höherer Preis zu zahlen, aber es kann sich im Vergleich zum Onlinekauf lohnen und den Frust wegen Fehlkäufen vermeiden.

Die Wahl des Films stellt für Einsteiger eine weitere Herausforderung dar. Hierbei gilt es, für den ersten Test der eigenen Kamera einen guten, aber nicht zu teuren Film auszuwählen. Meine Empfehlung im Bereich Schwarz/Weiss sind derzeit die Filme Kentmere 100 und 400. Die werden dann zuerst am besten bei einem Dienstleister entwickelt.

Zwei analoge Kameras und eine Filmpatrone werden in diesem Schwarz/Weiss-Bild gezeigt

Filme selber entwickeln

Wer tiefer in die analoge Fotografie eintauchen und regelmässig Filme belichten möchte, stellt sich bald die Frage, ob er vor allem Schwarz/Weiss-Filme selbst entwickeln sollte. Dies kann schnell Kosten sparen. Im Handel gibt es bereits für kleines Geld Starterkits, bei denen alles Notwendige enthalten ist. Dadurch können schnell Erfahrungen gesammelt werden. Für die Filmentwicklung ist kein spezieller Raum erforderlich, es reicht ein Dunkelsack. Der Einstieg ist somit unkompliziert, weshalb sich viele unserer Besucher gut vorstellen konnten, die Filmentwicklung zu Hause zu meistern.

Dann wird es bei Überlegungen zum weiteren Vorgehen schnell kompliziert. Nur die Negativentwicklung alleine macht noch keine richtige Freude, auch wenn die Aufnahmen perfekt belichtet wurden. Wie geht es also weiter? Grob betrachtet gibt es drei grundlegend unterschiedliche Wege. Es gibt Dienstleister, die von den Negativen Papierabzüge erstellen oder die Negative digitalisieren. Dies geht dann schnell ins Geld. Bei dieser Variante ist es wahrscheinlich am besten, dass der belichtete Film auch gleich vom Dienstleister entwickelt wird, denn dies fällt preislich nicht stark ins Gewicht.

Die anderen beiden Möglichkeiten beschreibe ich in den folgenden Abschnitten. Dabei geht es um das Digitalisieren der Negative zu Hause oder um das Einrichten einer eigenen Dunkelkammer.

Geöffneter Dunkelsack mit den benötigten Utensilien für die Filmentwicklung.

Die Negative daheim digitalisieren

Negative daheim zu digitalisieren, bietet unterschiedliche Methoden, jede mit ihren Vor- und Nachteilen. Eine Möglichkeit ist das Abfotografieren mit dem Smartphone. Hierfür ist eine spezielle Halterung nötig, um das Negative richtig zu positionieren. Eine geeignete Lichtquelle und eine Haltevorrichtung für das Smartphone komplettieren so ein Set. Das Verfahren ist preiswert und schnell, kann jedoch bei einer schwachen Kameraqualität zu schlechter Bildqualität führen.

Alternativ kann man Negative mit einer Digitalkamera fotografieren. Eine spezielle Halterung und und ein geeignetes Objektiv sind dazu erforderlich. Als Lichtquelle kann beispielsweise ein Leuchtpad dienen. Je nach Auflösung, welche die Kamera bietet, kann man eine bessere Bildqualität erzielen. Diese Methode macht Sinn, wenn Kamera und Objektiv bereits vorhandne sind.

Das Scannen von Negativen mit einem Fotoscanner bietet ebenfalls eine gute Bildqualität, jedoch benötigt man einen spezialisierten Fotoscanner mit Durchlichteinheit und spezielle Software zur Nachbearbeitung. Für alle, welche Erfahrungen mit der Bildbearbeitung haben, oder sich diese Aneignen wollen, bietet dieser Weg eine gute Lösung.

Abhängig vom Budget und dem Verwendungszweck gibt es also unterschiedliche Möglichkeiten zur Digitalisierung von Negativen. Die Wahl sollte abhängig von den Anforderungen, bereits vorhandener Gerätschaften und Software und dem Budget getroffen werden.

Die eigene Dunkelkammer einrichten

Um den Workflow von der Aufnahme bis zum Papierbild vollständig analog zu gestalten, sind einige Hürden zu bewältigen. Die notwendige Ausrüstung, wie sie Röfe Trachsler in seinem Blogbeitrag «Die eigene Dunkelkammer» beschreibt, stellt keine große Herausforderung dar. Der größte Knackpunkt bleibt für mich das Finden eines geeigneten Raums.

Ideal wäre ein Raum, der speziell für die Dunkelkammer genutzt wird und gut verdunkelt werden kann. In einem Einfamilienhaus eignet sich dafür beispielsweise die Waschküche oder ein anderer Raum im Untergeschoss. Bei begrenztem Platzangebot in einer Wohnung kann man eventuell nach einem freien Hobbyraum im Wohnhaus oder in der näheren Umgebung suchen. Dies ist jedoch nicht ganz günstig und würde nur bei intensiver Nutzung für Fotoarbeiten Sinn machen. Ein Wasseranschluss im Raum oder zumindest in unmittelbarer Nähe ist von Vorteil.

Alternativ gibt es Räume, die nur temporär genutzt werden können und abgedunkelt werden müssen. Der Nachteil dabei ist, dass die Gerätschaften jedes Mal aufgestellt und nach der Arbeit im Labor wieder verräumt werden müssen.

Arbeit in der Dunkelkammer bei Rotlicht

Foto von Tima Miroshnichenko (https://www.pexels.com)

Fazit

Aus den Gesprächen mit den Besucherinnen und Besuchern ging deutlich hervor, dass das Fotografieren mit analogen Kameras als durchaus machbar angesehen wird. Der einfachste Weg, um zu einem digitalen Bild oder zu Papierabzügen zu kommen, geht für viele Interessierte über entsprechende Dienstleister vor Ort oder online. Fragen zur Digitalisierung von Negativen daheim  oder zum Einrichten einer eigenen Dunkelkammer brachten die Leute dann eher ins Grübeln. Viele Wege stehen zwar offen, doch kann nicht so einfach entschieden werden, welcher der geeignetste ist. In diesem Fall lohnt sich sicher ein Kontakt mit Fotografen mit entsprechenden Erfahrungen.

Eine Beratungssituation, die während dem Event aufgenommen wurde.
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