Von der Reinigung bis zur Belederung: Die Restauration meiner Edixa-MAT Reflex Mod. D-L

Die Edixa-MAT Reflex Mod. D-L wurde in der ersten Hälfte der 1960er-Jahre in Wiesbaden von der Firma Wirgin gebaut. Vom Äusseren her hatte mich diese Kamera schon seit einiger Zeit interessiert. Allerdings wurde in verschiedenen Beiträgen darauf hingewiesen, dass die Kameras der Edixa-Mat-Reihe nicht so zuverlässig seien, was mich immer vom Kauf abgeschreckt hatte. Bis ich vor kurzem aus einer Sammlung eines Bekannten eine Edixa-MAT Reflex Mod. D-L erhalten hatte. Zuerst stand eine grobe Prüfung an.

Ein Portrait der Edixa-Mat Reflex Mod. D-L habe ich im Beitrag «Edixa-MAT Reflex Mod. D-L: Eine Kamera mit Charakter» verfasst…

Die Edixa-MAT Reflex Model D-L nach abgeschlossener Restauration

Erste Tests und Kontrollen

Die sichtbaren Metallteile des Gehäuses waren in einem guten optischen Zustand. Die leichten Verschmutzungen empfand ich als normal für eine Kamera aus dieser Zeit, war sie doch bereits um die 60 Jahre alt. Bei der Belederung sah es schlimmer aus. Sie fehlte grösstenteils. Lediglich auf der rechten Vorderseite und auf dem Prisma hafteten jeweils noch teilweise Konstlederstücke. Dies würde wohl etwas mehr Arbeit erfordern, um die Kamera zumindest optisch wieder aufzupeppen. Sie sollte jedoch nicht nur ein tristes Dasein in einer Vitrine fristen. Deshalb nahm ich zudem die Verschlusszeiten unter die Lupe. Um das vollständig zu schaffen, musste ich mir allerdings zuerst Informationen zur Bedienung beschaffen, denn bei der Edixa-MAT Reflex Mod. D-L gibt es mehrere Einstellräder und Hebel, um dies zu bewerkstelligen. Darauf werde ich in einem späteren Beitrag zur Kamera im Detail eingehen. Hier sind einfach die Ergebnisse: Die «normalen» Verschlusszeiten von 1/30 bis 1/1000 Sekunde liefen nach Gehör perfekt. Auch bei der Einstellung B für Langzeitbelichtungen klappte alles einwandfrei. Erste technische Mängel zeigten sich dann bei den längeren Verschlusszeiten von 1/8 bis 1 Sekunde. Während die 1/8 und die 1/4 Sekunde nach Gehör ebenfalls stimmten, funktionierten die halbe und die ganze Sekunde nicht mehr. Das gleiche Bild bei den langen Belichtungszeiten von 2 bis 9 Sekunden, die für das Modell D-L typisch sind. Das Drehrad mit dem Hemmwerk lief nicht sauber ab, stockte gegen Ende.

Fehlende Belederung und Möglichkeiten zur Einstellung der Verschlusszeiten bei der Edixa-Mat Reflex.

Wie sollte ich nun nach diesen Erkenntnissen weiter verfahren? Eine Belederung hatte ich noch nie ersetzt, doch hatte ich den Eindruck, dass dies machbar sein müsste. Beim mechanischen Teil hatte ich jedoch so meine Bedenken. Diese zerstreuten sich, nachdem ich das PDF-Dokument «Wirgin EdixaMAT Reflex D-L: eine Spiegelreflexkamera aus den Sechzigern» von Josef Tröszter gelesen hatte. Im Dokument wird beschrieben und illustriert, wie die mechanischen Teile unter der Bodenabdeckung zugänglich gemacht werden. Das machte mir Mut, auch in diesem Bereich aktiv zu werden.

Bevor die Arbeiten begannen, testete ich den Tuchverschluss auf Dichtheit. Dies ist leider die Achillesferse der Kameras mit solchen Verschlüssen und kann teuer werden, wenn sie ausgewechselt werden müssen. Also schaute ich mir zunächst genau an! Ich entfernte das Objektiv und legte die Kamera in einem abgedunkelten Raum mit der Öffnung beim Objektivanschluss auf die Rückseite meines Smartphones und prüfte mit eingeschalteter LED-Leuchte auf undichte Stellen. Zu meiner Erleichterung schien das Verschlusstuch lichtdicht zu sein. Der Weg für die geplanten Schritte war damit geebnet.

Der Tuchschlitzverschluss der Edixa-MAT Reflex Mod. D-L

Grobreinigung des Gehäuses

Im ersten Schritt entfernte ich die beiden verbliebenen Stücke der Belederung. Das Kunstleder auf der rechten Frontseite der Kamera haftete kaum und konnte leicht vollständig abgezogen werden. Auf dem Prismaaufsatz gestaltete sich die Entfernung deutlich mühsamer. Hier wurde vermutlich bereits einmal nachgeleimt, sodass das Kunstleder nicht ohne Rückstände entfernt werden konnte. Gegen meine Lösungsmittel waren diese krustenartigen Rückstände resistent. Daher musste diese Stelle geschliffen werden, damit der Kunstlederersatz später wieder völlig plan aufgeklebt werden konnte. Alle leichten Klebstoffrückstände wurden mit Isopropanol entfernt. Auch die Kamerarückwand benötigte noch etwas Feinschliff an einigen Stellen. Anschliessend wurde sie grundiert, um eine gute und saubere Haftung der neu zugeschnittenen Kunstlederstücke zu ermöglichen.

Die Rückwand der Edixa-MAT Reflex Mod. D-L wird für die Grundierung vorbereitet.

Die Mechanik ist an der Reihe

Nach der Grobreinigung entfernte ich die Bodenplatte des Kameragehäuses, indem ich die vier Schrauben löste. Die freigelegte Mechanik wirkte sehr übersichtlich. Mein Ziel war es, in einem ersten Durchgang alle zugänglichen Teile mit Feuerzeugbenzin zu reinigen. Dies nahm einige Zeit in Anspruch, da es teilweise schwierig war, bestimmte Stellen zu erreichen. Wichtig war, dass alle Arbeiten ohne Demontage von Teilen durchgeführt werden konnten.

Nach diesem Arbeitsschritt konnten die beweglichen Teile vorsichtig wieder geschmiert werden, eine Geduldsarbeit, wie sich herausstellte. Dann kam der spannende Moment! Um die Mechanik wieder in Schwung zu bringen, spannte und löste ich den Verschluss mehrmals. Die Belichtungszeiten von 1/30 bis 1/1000 Sekunden bereiteten bereits zuvor keine Probleme und liefen auch nach meinem Eingriff einwandfrei. Beim Testen der Zeiten von 1/8 bis 1 Sekunde stieg die Spannung. Die Achtel- und Viertelsekunde liefen sauber. Bei der halben Sekunde waren weitere Spann- und Auslösevorgänge erforderlich, bis sie ebenfalls akustisch richtig funktionierte. Die ganze Sekunde benötigte noch mehr Bewegungen, bis sie annähernd reibungslos ablief. Sie läuft immer noch nicht zuverlässig, doch damit kann ich leben.

In einem letzten Schritt testete ich die Zeiten von 9 bis 2 Sekunden mit dem Einstellrad oben links auf der Kamera. Hier gab es noch einige Schwierigkeiten. Es schien, dass die gesamte Einstellscheibe über der Oberseite der Kamera nicht frei lief. Bereits beim Spannen war ein hoher Widerstand spürbar. Daher versuchte ich, den Bereich zwischen der Einstellscheibe und dem Kameragehäuse mit etwas Feuerzeugbenzin zu reinigen. Nach einigen Manipulationen bewegte sich alles deutlich leichter. Zum Abschluss habe ich diese Stelle mit einem feinen Tropfen Uhrmacheröl geschmiert. Das Ergebnis ist zufriedenstellend, aber nicht hundertprozentig überzeugend. Ich habe noch ein gewisses Misstrauen. Normalerweise funktioniert alles gut, aber gelegentlich bleibt das Zeitenrad für die längsten Belichtungszeiten hängen oder läuft verzögert. Aus meiner Sicht ist dies jedoch kein Grund, die Kamera nicht mit Film zu verwenden.

Die Edixa-Mat Reflex Mod. D-L von unten mit demontierter Bodenplatte

Die Belederung wird ersetzt

Nach der technischen Pflege und Kontrolle widmete ich mich den kosmetischen Aspekten. Zunächst musste ich die Kunstlederstücke entsprechend vorbereiten. Ich grübelte lange, wie ich am einfachsten passende Formstücke erhalten und sie präzise auf das Kunstleder übertragen könnte. Schliesslich brachte mir das Video «Learning Leatherette Replacement» das ersehnte Aha-Erlebnis. Im Folgenden beschreibe ich die einzelnen Schritte anhand meiner Edixa-MAT Reflex Mod. D-L.

Die erste Herausforderung bestand darin, passendes Kunstleder zu finden. Letztendlich habe ich es über ein Schweizer Onlineportal bestellt, jedoch stellte sich heraus, dass die Lieferung aus China kam und einige Tage dauerte. Das selbstklebende Kunstleder hatte eine Dicke von knapp 1 mm, was perfekt für die Belederung des Gehäuses passte. Allerdings waren die Vertiefungen am Prismaaufsatz zu gering, um mit diesem Kunstleder zu arbeiten. Daher bestellte ich zusätzlich eine Variante aus der Schweiz mit einer Dicke von 0,5 Millimetern.

Das Entfernen der alten Belederung blieb mir grösstenteils erspart, da die meisten Teile bereits fehlten oder sich problemlos mit leichtem Zug abheben liessen, wie bereits beschrieben. Nachdem alle Klebstoffrückstände restlos entfernt waren, konnte ich mit dem Zuschnitt der neuen Belederung beginnen. Hierfür verwendete ich Malerabdeckband, das ich auf die entsprechenden Stellen aufklebte, gut in die vertieften Kanten drückte und das überstehende Klebeband mit einem Messer sauber abschnitt. Dies gelang einfacher als erwartet. Komplizierte Formen konnte ich Schritt für Schritt ergänzen. Die Vorlagen für das Kunstleder wurden am stabilsten, wenn zwei bis drei Schichten am Ende übereinander klebten. Sorgfältig hob ich die so entstandenen Formen heraus und klebte sie auf das Kunstleder. Nun war es leicht, das Kunstlederstück mit einem Massstab, einem Cutter und einer Schere präzise entsprechend der aufgeklebten Vorlage auszuschneiden. Bei den drei Flächen auf dem Sucheraufsatz verwendete ich dann, wie geplant, das dünnere Kunstleder. Die einzelnen Stücke sollten gründlich und kräftig angedrückt werden, wobei darauf geachtet werden muss, dass sie perfekt in den feinsten Ecken sitzen. Danach lohnt es sich, das frisch belederte Kameragehäuse ruhen zu lassen und für einen Tag beiseitezulegen.

Die Rückwand der Edixa-MAT wurde neu beledert

Schlussreinigung

Während die frisch angebrachte Belederung ruhte, widmete ich mich der sorgfältigen Reinigung des Prismensuchers. Dieser liess sich problemlos zerlegen und nach der Reinigung wieder zusammensetzen. Am nächsten Tag waren die Mattscheibe und der Spiegel an der Reihe, die beide nur leicht verschmutzt waren. Die Spiegeldämpfung war noch in Ordnung und musste daher nicht ersetzt werden.

Abschliessend erfolgte eine gründliche Reinigung der Metallteile des Gehäuses. Danach stand meine Edixa-Mat Reflex Mod. D-L in voller Schönheit vor mir auf der Arbeitsplatte. Es war eine wahre Freude, denn auch der erste Testfilm ergab gute Bildergebnisse.

Der zerlegte Sucheraufsatz kann gereinigt werden.
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