Lubitel 166 Universal – eine Spielzeugkamera?

Übersicht: Alle Modelle der Lubitel 166

Von der Lubitel 166 gibt es verschiedene Modelle. Gebaut wurden sie von der Firma LOMO im ehemaligen Leningrad (heute St. Petersburg). Die Lubitel 166 war die erste Kamera der Reihe. Sie folgte auf die Lubitel 2, die ich bereits hier und hier beschrieben habe. Der Hersteller rüstete die Lubitel 166 mit einem automatischen Bildzähler und einem Blitzschuh als Neuerungen aus. Beide Funktionen erwiesen sich als wenig zuverlässig, weshalb sehr schnell mit der Lubitel 166B ein Nachfolgemodell auf den Markt kam. Zurückgegriffen wurde wieder auf das rote Fenster auf der Kamerarückseite, in welchem die Bildnummern abgelesen werden konnten. Der Blitzschuh wurde zu einem Zubehörschuh ohne Blitzkontakt zurückgestuft. Baugleich mit der Lubitel 166B war deren Nachfolgerin, die Lubitel 166 U (Universal). Die Modellbezeichnung deutet auf die Möglichkeit hin, mithilfe eines Adapters neben dem Format 6 × 6 zusätzlich das Bildformat 6 × 4.5 für Aufnahmen zu wählen. Diese Entscheidung muss vor dem Einlegen des Films getroffen werden und gilt dann für alle Aufnahmen der Rolle.

Die drei Bilder zu diesem Kapitel zeigen eine Lubitel 166 mit automatischem Bildzähler und Hotshoe. Die Aufnahmen wurden mir von Vitalii Makachko zur Verfügung gestellt. Er betreibt einen Shop auf etsy, wo er u. a. auch russische Kameras im Angebot hat.

  • Lubitel 166
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@ Vitalii Makachko, Rokosovo, Ukraine

Die Lubitel 166 U

Bei der Lubitel 166 Universal handelt es sich, wie bei den anderen Lubitel-Modellen, um eine recht einfache Twin Lens Reflex Kamera – «Lubitel» bedeutet ja «Amateur. Gebaut wurde sie in der früheren bei der Firma LOMO. Von 1983 bis 1993 wurden rund 40’000 Exemplare produziert. Das Gehäuse besteht aus Kunststoff, macht aber trotzdem einen recht soliden Eindruck. Positiv wirkt sich das Material auf das Gewicht aus. Im Vergleich zu einer Rolleiflex oder einer Yashica Mat ist sie deutlich leichter. Dies macht sich auf längeren Touren positiv bemerkbar. Im Gegensatz zu Billigstkameras mit Kunststofflinsen sind in der Lubitel 166 U Glasobjektive verbaut.

Gehäuse und Bedienelemente

Die Frontseite wird von den beiden für Twin Lens Reflex Kameras typischen Objektiven dominiert. Darüber ist Modellbezeichnung, bei meiner Kamera in lateinischen Buchstaben, angebracht.
Auf der linken Seitenwand befindet sich oben der Dreknopf für den Filmtransport. Er kann herausgezogen werden, um die Aufnahmespule in der Kamera zu lösen. Die schräg darunter angebrachte Drehscheibe hilft einem dabei, sich die Empfindlichkeit des eingelegten Films zu merken. Ich selber nutze sie nicht, da ich in der App Film Shots (Oktober 2022 nicht mehr im Appstore aufgeführt) auf meinem iPhone über den eingelegten Film und vorgenommene Einstellungen bei den einzelnen Aufnahmen Buch führe.
Auch die linke Seite zeigt sich sehr übersichtlich. An der vorderen Kante ist der Zubehörschuh montiert. Dahinter ist ein kleinerer Knopf zu erkennen, mit welchem ebenfalls die Aufnahmespule durch Herausziehen gelöst werden kann.
Die Rückwand lässt sich zum Einlegen des Filmes zusammen mit dem Boden öffnen. Der schräg oben angebrachte Entriegelungsknopf arbeitet zuverlässig und lässt sich gut bedienen. Eine Drehscheibe auf der unteren Hälfte der Kamerarückwand gibt je nach gewünschtem Aufnahmeformat abwechselnd den Blick durch eines der beiden rot eingefärbten Fenster für 6 × 6 oder 6 × 4.5 Aufnahmen frei. Mit einem zusätzlichen kleinen Drehknopf lassen sich die Sichtöffnungen zum Schutz vor einfallendem Umgebungslicht schliessen.

Lubitel 166U

Objektive und Verschluss

Die beiden Objektive auf der Kamerafront sind mit ihren Zahnkränzen miteinander gekoppelt, ganz nach dem Vorbild der Voigtländer Brillant S. Mit dem oberen Objektiv wird der korrekte Fokus kontrolliert. Es hat eine Blendenöffnung von 2.8, was ein helles Sucherbild ermöglicht. Eine kleine Aussparung gibt von oben den Blick auf die Distanzskala frei. Diese kann hilfreich sein, da es recht schwierig ist, die Schärfe über den Schachtsucher im Detail zu kontrollieren. Dazu aber später mehr. Am darunter liegenden Aufnahmeobjektiv werden Verschlusszeit und Blende über je einen Hebel eingestellt. Beide Einstellungen können nur durch Kippen der Kamera um 90 Grad kontrolliert werden.
Das Suchobjektiv verfügt über keinerlei Angaben. Es soll über eine Blende von 2.8 verfügen und sorgt so mit für ein helles Sucherbild. Für die Aufnahme ist ein vergütetes T-22-Objektiv mit einer Brennweite von 75 mm und einer maximalen Blendenöffnung von 4.5 verbaut. Die Blende lässt sich stufenlos bis ƒ=22 verstellen. Der eingebaute Zentralverschluss ermöglicht Verschlusszeiten von 1/15, 1/30, 1/60, 1/125 und 1/250 Sekunde. Dazu kommt noch die Einstellung B für Langzeitbelichtungen.
Der Verschluss wird an der rechten Seite des Aufnahmeobjektivs gespannt und über einen dann direkt darunter liegenden zweiten Hebel ausgelöst. Dies ist etwas gewöhnungsbedürftig, da beide Hebel in gespanntem Zustand direkt untereinander zu liegen kommen. Gleich darunter ist der Anschluss für einen Kabelauslöser zu erkennen.
Auf der gegenüberliegenden Seite verfügt des Aufnahmeobjektivs über einen Blitzanschluss. Damit lassen sich Blitz und Verschlusszeit synchronisieren. Bei elektronischen Blitzen kann der Verschluss auf eine beliebige Verschlusszeit eingestellt werden.
Der Selbstauslöser liegt gleich beim Blitzanschluss. Wird der kleine Hebel gespannt, dann verzögert sich anschliessend das Auslösen des Verschlusses gemäss Kameraanleitung zur baugleichen Lubitel 166B um sieben bis fünfzehn Sekunden. Bei meinem Modell beträgt diese Zeit zirka 12 Sekunden.

T-22 Lubitel 166 Universal
Objektiv Lubitel 166 Universal

Der Schachtsucher

Wie schon bei der Lubitel 2 ist der Sucher sehr hell. Das macht die Wahl des Ausschnitts eigentlich einfach. Die Herausforderung besteht lediglich darin, möglichst exakt senkrecht von oben in den Schacht zu schauen. Das Scharfstellen mit der ausklappbaren, kleinen Lupe ist, wie bei den anderen Lubitelmodellen (zum Beispiel der Lubitel 2), extrem schwierig, da nur ein kleiner Mattscheibenpunkt in der sonst klaren Kondensorlinse Unterstützung bietet. Beim Blick durch den Schachtsucher sind zwei horizontale Linien zu erkennen. Diese geben einen Anhaltspunkt, wie der Bildausschnitt zu wählen ist, falls der 6 × 4.5-Adapter installiert ist.

Schachtsucher Lubitel 166 Universal

Film einlegen

Für die Lubitel 166 Universal wird 120er-Film benötigt. Die eingelegte Filmspule wird lediglich durch ein Federblech gehalten, das zum Einlegen des Films leicht angehoben wird. Die Aufnahmespule muss, wie weiter oben erwähnt, durch vorheriges Herausziehen der Drehknöpfe auf beiden Kameraseiten eingelegt werden. Dabei ist zu beachten, dass danach der Filmtransportknopf beim Fixieren der Spule in einem der Schlitze einrastet. Dann wird noch der zweite Knopf zur vollständigen Fixierung leicht hineingedrückt.
Jetzt wird der Film wie bei anderen Mittelformatkameras in der Aufnahmespule eingefädelt. Bevor der Deckel geschlossen wird, muss der Film etwas weiter transportiert werden, bis er korrekt auf die Spule läuft. Dann kann die Rückwand geschlossen und verriegelt werden und der Film zur Aufnahmenummer 1 gespult werden.

Lubitel 166 U Rückwand

Fazit

Mit der Lubitel 166U besteht eine günstige Möglichkeit, in die Mittelfomat-Fotografie einzusteigen. Die Qualität der Optik für diesen Zweck erstaunlich gut. Bei meiner Kamera zeigt sich in den oberen beiden Ecken eine leichte Vignettierung. Dies trägt zum Charme dieser Kamera bei, wenn nicht professionelle, gleichmässig ausgeleuchtete Bilder benötigt werden. Ich selber nehme die Lubitel 166 Universal immer wieder mal mit auf Fotostreifzüge. Im Alltag genügen die wenigen zur Verfügung stehenden Verschlusszeiten und der Blendenumfang von 4.5 bis 22. Und gerade wegen des geringen Funktionsumfangs verfügt die Lubitel 166 Universal über einen ganz eigenen Charakter.

Technische Daten im Überblick: Kamerasammlung Lubitel 166 Universal
Beitrag Die Lubitel 166U in der Praxis

Lastwagenpark, Lubitel 166 Universal
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